Wie krank das ganze System ist und warum die Pflegeinitiative kein Allheilmittel, ein Ja aus ihrer Sicht aber dennoch sehr wichtig wäre: Das erklären die angehenden Fage und Pflegefachleute im dritten und letzten Teil des Monatsgesprächs.
Inwiefern haben diese Probleme auch mit dem System zu tun, das verlangt, dass alle Leistungen nur in einem klar definierten Rahmen erbracht und gemäss Vorgabe abgerechnet werden?
Lernende 16: Sehr viel natürlich. Alles muss immer schneller werden. Effizienter. Für alltägliche Dinge, die eben auch wichtig wären wie ein paar Worte zu wechseln, bleibt da keine Zeit mehr. Das erhöht den Stress und schadet der Betreuung. Unter dem Strich lohnt sich das auch finanziell höchstens kurzfristig. Längerfristig bringt das gar nichts.
Daran ändert auch die Pflegeinitiative nichts.
Lernende 17: Das nicht, nein, aber vieles andere würde besser – hoffentlich. Und es wäre auch ein wichtiges Zeichen, dass sich in diesem Gebiet Grundlegendes verändern muss.
Der Gegenvorschlag ist in Bezug auf die Massnahmen konkreter – und im Endeffekt vielleicht sogar besser für Sie alle?
Lernender 18: Sicher nicht! Im Gegenvorschlag fehlen die entscheidenden drei Punkte. Der Lohn… (überlegt)
Lernende 19: … die Arbeitsbedingungen und – nicht zu vergessen der Personalschlüssel. Das heutige Verhältnis zwischen der Anzahl Pflegefachleute und der Anzahl Patientinnen und Patienten ist ungesund und gefährlich. Mehr Pflegeleute auszubilden und zu beschäftigen, kostet kurzfristig zwar mehr, das hebt aber auch die Qualität und spart damit längerfristig gesehen die Kosten.
Gemäss ersten Prognosen erhält die Pflegeinitiative rund einen Monat vor der Abstimmung auf rund 75 bis 80 Prozent Zustimmung. Ein sensationeller Wert!
Lernende FH: Die Abstimmung kommt für uns natürlich zum perfekten Zeitpunkt. In der ganzen Corona-Krise sollten nun wirklich alle gesehen haben, was wir leisten.
Das Gespräch ist am Rande eines Schulprojektes an der Berufsfachschule für Gesundheit Baselland über die Pflegeinitiative entstanden. Mit geredet haben 13 Lernende, die im kommenden Jahr ihre dreijährige Lehre als Fachangestellte Gesundheit (Fage) und parallel dazu ihre Berufsmaturitätsaudbildung abschliessen werden. Am Gespräch beteiligte sich zudem eine ehemalige Lernende, die sich nun an der Fachhochschule zur Pflegefachfrau ausbilden lässt. Geführt wurde das Gespräch vom hochgeschätzten Geschichtslehrer (also mir).