Warum hört man eigentlich nicht auf die Praktikerinnen und Praktiker?

Abwart war er noch nie und Erziehungsdirektor auch nicht, aber sonst hat Hans Georg Signer (70) wahrscheinlich schon jeden Job eimal ausgeübt, den es im Schulbereich gibt. Er war Schüler, Lehrer, Rektor, Planer, Reformer, Schulrat und übernahm nach seiner eigentlichen Pensionierung auch nochmals eine Schulleitung.

Signer hat viel Gutes in der Schule erlebt – und berichtet auch gerne darüber. Daneben spricht er aber auch die Probleme klar an. Mit Blick auf die vergangenen Monate und den Umgang mit Corona an den Schulen stellte er zum Beispiel Folgendes fest:

  • Dass es eine Reihe von fehlerhaften Covid-Entscheiden gab, die nach paar wenigen Tagen schon wieder zurückgenommen oder korrigiert werden mussten.
  • Dass dieses Hin und Her eine enorme Belastung für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Schülerinnen und Schüler und Eltern ist.
  • Dass sich dieser Ärger vermeiden liesse, indem man die Praktikerinnen und Praktiker frühzeitig in die Entscheidungsfindung einbeziehen würde.

Dem Basler Erziehungsdepartement hat er darum den Antrag gestellt, dass neue „Corona“-Massnahmen vor der Umsetzung erst einmal einer Minigruppe mit Vertreterinnen und Vertretern von allen Schulstufen vorgelegt werden. Diese könnten beurteilen, was praxistauglich ist und was nicht.

Signers Antrag wurde abgelehnt – und auch in den anderen Kantonen scheint es nicht so, als würde auf die Praktikerinnen und Praktiker wirkich gehört.

Beispiel – die Maskenpflicht, die im Hinblick aufs neue Schuljahr aufgehoben worden ist, teilweise auch schon früher. Dafür gaben die Kantone eine Reihe von unterschiedlichen Empfehlungen heraus.

Empfehlungen, die sehr ernst genommen würden, wie Silvia Steiner, Zürcher Regierungsrätin und Präsidentin der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren Ende August in einem Interview mit SRF am Ferienende noch hoffnungsfroh sagte. Praktikerinnen wie @harassli waren da schon sehr viel skeptischer :

Andere Erwartungen an die Behörden hätte auch der Verband der Lehrpersonen LCH. „Es wäre sehr hifreich, wenn man sich über die Kantonsgrenze hinweg auf gemeinsame Massnahmen einigen könnte“, heisst es dort.

Nun ja. Ein paar wenige Tage nach Silvia Steiner hoffnungsfroher Ankündigungen waren die Behörden jedenfalls wieder einmal „überrascht“, wie schnell die Corona-Fallzahlen in diesem Umfeld nach oben schiessen können. „Die Behörden zaudern und nehmen ihre Verantwortung nicht wahr“, stellte die Republik danach in ihrer Bestandesaufnahme fest. Titel: „Das Schulversagen“.

Was liesse sich da besser machen? Welche Rolle können dabei die Praktikerinnen und Praktiker spielen? Was spricht gegen die Schaffung eines Sounding Boards, wie Signer es vorgeschlagen hat? Oder gibt es vielleicht sogar schon solche Einrichtungen?

Das frage ich in den nächsten Tagen bei Verantwortlichen nach. Interessante Antworten werden hier veröffentlicht.

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